Im Herzen von Darmstadt - was öffentliche Verschuldungbetrifft, das Griechenland unter Deutschlands Kommunen - errichtet Regisseur Michael v. zur Mühlen einen Tempel, eine archaisch-utopische Kultstätte, um der Kunst, dem Kritischen Denken und dem Rausch zu huldigen. Würde und Schönheit statt Demut und Blödheit! lautet die Losung dieser rituellen Reinigung für alle Neugierigen und Ängstlichen, (Un)Zufriedenen und Sparsamen, die ausgehend von David Graebers Buch "Schulden" nach mehr fragt als nach überzogenen Dispokrediten: nach dem Kapitalismus als Ganzem und vor allem danach, was eigentlich falsch läuft (mit uns), dass wir uns so schuldbewusst und verkniffen unterwerfen. Denn wenn wir nicht aufhören, uns vor unseren Gläubigern zu rechtfertigen, haben wir überhaupt verloren. Die Zeit ist reif, wir müssen uns wieder vielmehr leisten!
Angelehnt an die städtischen Dionysien im antiken Griechenland, in denen Fest, Ritual, Theater und Volksversammlung zusammenflossen, gibt sich ein Ensemble aus SpielerInnen des Staastheaters Darmstadt und Gästen lustvoll verschwenderisch der großen Form hin: Ein Kunst-Marathon in zwölf eigenständigen Teilen an neun Tagen, verbunden durch das Prinzip der Reihe und der Suche nach einer universellen Ökonomie jenseits der Schuld und nach möglichen Zukünften. Eine Sonne, die im Entstehen verglüht.
An jedem der neun Abende kann voraussetzungslos eingestiegen werden.
Donnerstag, 4. Juni, 19.30 Uhr: 1. Über die Erfahrung der moralischen Verwirrung
(im Anschluss an das Happening: Premierenparty/offizielle Festivaleröffnung)
Freitag, 5. Juni, 19.30 Uhr: 2. Der Mythos vom Tauschhandel
Freitag, 5. Juni, 22 Uhr: 3. Ursprüngliche Schulden
Samstag, 6. Juni, 19.30 Uhr: 4. Gewalt und Wiedergutmachung
Samstag, 6. Juni, 22 Uhr: 5. Kurze Abhandlung über die moralischen Grundlagen ökonomischer Beziehungen
Sonntag, 7. Juni, 19.30 Uhr: 6. Spiele mit Sex und Tod
Montag, 8. Juni, 19.30 Uhr: 7. Ehre und Entwürdigung
Dienstag, 9. Juni, 19.30 Uhr: 8. Kredit oder Edelmetall
Mittwoch, 10. Juni, 19.30 Uhr: 9. Die Achsenzeit
Donnerstag, 11. Juni, 19.30 Uhr: 10. Das Mittelalter
Donnerstag, 11. Juni, 22 Uhr: 11. Das Zeitalter der kapitalistischen Imperien
Freitag, 12. Juni, 19.30 Uhr: 12. 1971 – Der Anfang von etwas, das noch nicht bestimmt werden kann
Sonntag, 14. Juni, 12:30 Uhr: 13. Anmerkungen
Das DAS THEATER-Theater, Tempel im Carree, Centralstation
Mit: Jeanne Devos, Katharina Hintzen, Julius Bornmann, Jana Zöll, Nicolas Fethi Türksever, Samuel Koch, Gabriele Drechsel, Karin Klein, Yana Robin la Baume, Julian Blaue, Susanne Bredehöft, Margarita Tsomou, stefanpaul.