„Was gehen uns die Nibelungen an. (...) Die Helden haben ausgespielt“, schreibt Einar Schleef in den 1980er Jahren. Das berühmte deutsche Heldenlied, um 1200 in mittelhochdeutsche Versform gebracht, im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und das Nationalgefühl generierend, schließlich vor allem durch die Adaptionen Friedrich Hebbels und Richard Wagners bekannt, hält sich zwar nicht mehr als nationales Identifikationsmuster, übt aber weiterhin einen Sog aus.
Was hat Musiker, Autoren und Bildende Künstler bewogen, sich stetig weiter zu befassen mit dem Mythos der Deutschen, der ein unfassbares archaisches Gemetzel beschreibt? Die Logik des Nibelungenkampfes ist der Sturz in den Untergang – doch wofür kämpfen wir heute? Wem dienen „unsere Jungs“ am Hindukusch? Wofür lohnt es sich einzustehen?
„Ich sage nicht, dass ich nicht mehr mitmachen will. Aber worum geht es eigentlich“, lässt Heiner Müller seinen Gernot fragen. Der Kampf der Nibelungen von einst ist nicht mehr der Unsrige. In einer Zeit, die keine eindeutigen Feindbilder mehr kennt, nähert sich Michael von zur Mühlen – 152 Jahre nach seiner Weimarer Uraufführung – dem Hebbelschen Heldenepos und begibt sich auf Recherche zu Deutschland und seinen Helden heute.
Mit: Ana Stefanović Bilić, Julian Blaue, Nico Delpy, Jeanne Devos, Markus Fennert, Petra Hartung, Mirco Reseg, Hagen Ritschel, Tobias Schormann, Michael Wächter